Der Husten und der Reisehut – die Signatur der Pestwurz
12. Februar 2025

Wer einmal bei einer Wanderung oder einem Spaziergang im Sommer an einem Bach vorbeigewandert ist, an dem die riesigen Blätter (die größten unserer einheimischen Flora) der Pestwurz wachsen, wird das immer in Erinnerung behalten. Durch die gigantischen, filzigen Blätter fällt die Pflanze nämlich auch dem ungeübtesten Auge auf. Schon als Kind war ich begeistert von den großen, herzförmigen, wolligen Blättern mit ihren dicken Stängeln, die man so einfach abknicken konnte und sich als Hut aufsetzen konnte. Heute weiß ich erst, dass der lateinische Name „Petasites“ wohl von „petasus“, was so viel wie „Reisehut“ heißt, kommt (der deutsche Name Pestwurz stammt aus der

Zeit als man die Blätter auf die Pestbeulen zur Schmerzlinderung gelegt hat). Früher hat man die großen Blätter tatsächlich genutzt, um sich vor der Sonne zu schützen. In der Kindheit ist man da wohl noch intuitiv näher an der Natur und den Dingen …. Als Kind habe ich mich aber immer nur an den Rand der von der Pestwurz meist großen bewachsenen Fläche getraut, weil es mir immer ein bisschen unheimlich war, dort rein zu gehen. Die Pflanzen werden bis sechzig Zentimeter groß, wachsen dicht an dicht und irgendwie war ein Vibrieren in den Pflanzen, das mich immer an Schlangen hat denken lassen. Und wie ich dieses Jahr im frühen Januar an einem kleinen Bach in der Fränkischen vorbeispaziert bin, ist es mir plötzlich klar geworden, was da unter den großen Blättern so unheimlich war. Im fließenden eiskalten Wasser des Baches war der fleischig-rote Wurzelstock der Pestwurz zu sehen (Abb 1). 

Wie eine große, dicke fleischige Made oder Wurm hat sie der Eiseskälte des Wassers getrotzt (Abb 2). Vereinzelt waren kleine Blättchen zu sehen (zuerst kommen aber die Blüten im Frühjahr). Ich habe ein Wurzelstück aus dem Bach geholt und gleich stieg mir der würzig – aromatische Duft der ätherischen Öle in die Nase. Das Wurzelstück war schwer und kompakt und hat mich in ihrem bizarren Aussehen sofort an die Luftröhre bzw. auch an den Darm denken lassen – immer mein anatomisches Wissen parat.

Betrachtet man einmal die längliche Wurzel fällt einem sofort auf, dass sie aus ringförmig übereinander geschichteten Strukturen besteht, die ein geschultes Auge gleich an die ebenfalls ringförmige Muskulatur der Luftröhre erinnern (Abb 3). Selbst die Alveolen der Lunge (unsere Luftbläschen) sind da. Ich war mehr als verblüfft, die Affinität mit den Atemwegen so deutlich vor Augen zu bekommen. Und so kommt es auch, dass die Pestwurz in verschiedenen Lungenheilmitteln z. B. der Firma Wala als Bestandteil enthalten ist. So in Petasites comp Globuli gegen Reizhusten, auch in Plantago Bronchialbalsam und Plantago Hustensirup. 

Der Pestwurz sagt man tonisierende, krampflösende, auswurffördernde Eigenschaften nach. Ihre ätherischen Öle und andere Inhaltstoffe sind dafür verantwortlich. Inzwischen macht man sich die krampflösenden Eigenschaften auch in der Migräne-Prophylaxe zu Nutze. Vielleicht ergibt sich das aus dem Aussehen der dicken Blattadern, die an große Blutgefäße erinnern, und die Tatsache, dass man sie sich immer auf den Kopf gesetzt hat als ein Hinweis auf die Verwendung bei Migräne. Wer mehr über die Heilwirkung und ihre Verwendung wissen möchte, kann sich dazu auch auf der Seite der Firma Wala (https://www.wala.world/de/) informieren.


Quellenangabe:

Foto 3 von Clker-Free-Vector-Images auf pixabay.com


Warnhinweis: Die Pflanze – speziell die Wurzel – enthält lebertoxische Inhaltsstoffe und sollte deshalb nicht innerlich angewendet werden. Deshalb bitte keine Selbstversuche. In den genannten Mitteln von Wala sind diese Stoffe aufgrund der Herstellung nicht mehr toxisch. 

4. November 2024
Erstmal nichts!! Das eine ist eine Baumaschine und das andere ein altes, bereits von Hildegard von Bingen erwähntes Heilkraut. Warum vergleiche ich die beiden dann miteinander? Jede Pflanze zeigt eine Signatur. Darunter versteht man Merkmale, die uns zeigen oder Hinweise geben können, gegen welche Beschwerden die Pflanze eingesetzt werden kann (für mehr Hintergrund dazu, empfehle ich Roger Kalbermatten „Wesen und Signatur der Heilpflanzen“). Das Ruprechtskraut, auch stinkender Storchschnabel genannt, wird u.a. eingesetzt zur Unterstützung bei der Aufarbeitung traumatischer Erlebnisse, auch solchen die schon lange zurück liegen. Also Geschehnissen wie Verluste, Trauer, schreckliche Kindheitserlebnisse usw, alles, was einen Menschen aus der Bahn wirft, was einem den Boden unter den Füßen wegzieht und einen in der Luft hängen lässt, was einen aus seiner eigenen Mitte bringt und wo man jemanden braucht, der einen Stütze ist. Und genau das zeigt und macht das Ruprechtskraut. Wollte man das Pflänzchen loswerden, ist das im Gegensatz zu anderen Pflanzen nicht schwer zu bewerkstelligen. Ein leichter Zug an der Pflanze und sie ist aus dem Boden gezogen. Man glaubt, die Pflanze kann unmöglich so im Boden gehalten und versorgt werden und tatsächlich wird sie das auch nicht allein durch die spärliche Wurzel. Die Wurzel bekommt Unterstützung und zwar durch eine in der Natur einzigartige Verwandlung. Wenn die äußeren Blätter groß und alt geworden sind, fallen sie nicht einfach ab und verrotten, sondern die bodennahen Stiele wachsen nach dem Absterben der Blattspreite weiter und biegen sich nach unten Richtung Boden. Dort bilden sie um den Hauptstiel der Pflanze herum eine Art Stützgerüst und geben damit einerseits der Pflanze zu allen Seiten hin eine Abstützung, die dafür sorgt, dass auch an unebenen Stellen (Storchschnabel wächst auch an alten Mauern und Felsen) und andererseits die Blätter immer Richtung Sonne und Licht ´wachsen können. Die Wurzel dient nur der Nahrungsversorgung. Die umgebauten Blattstiele geben die Stabilität und die Flexibiltät. So wie der Kran durch die Stützen in die Höhe gehoben werden kann und schweres Gerät über dem Boden zu „schweben“ scheint, so wird der Storchschnabel der Erdenschwere enthoben ohne seine Verwurzelung mit Mutter Erde zu verlieren. Der Kran wird durch die Stützen stabilisiert und ist dadurch in alle Richtungen frei beweglich. Der Storchschnabel macht dieses Prinzip vor und zeigt uns auch damit, dass er uns als Heilpflanze helfen kann, wenn wir die Bodenhaftung verloren haben, wenn wir eine Stütze brauchen um den Blick wieder aufrichten zu können Richtung Sonne und Licht, damit wir wieder klar sehen und was neues aufbauen können. So hilft uns das Bild vom Kran das Wirkprinzip des Storchschnabel zu verstehen!
von Maria Foth 9. Oktober 2024
15:30 bis ca. 17:00 Uhr Gößweinstein (Fränkische Schweiz)
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